Die Formel 1 wurde schon immer durch Geschwindigkeit, fahrerisches Können – und vor allem durch Innovation definiert. Von cleveren Regelinterpretationen bis hin zu revolutionärer Ingenieurskunst haben die erfolgreichsten Teams der Geschichte ständig die Grenzen des Machbaren verschoben. Manche Ideen wurden sofort verboten, andere veränderten die Formel 1 für immer.
Wir werfen einen Blick auf zehn der wichtigsten und wegweisendsten technischen Entwicklungen in 75 Jahren Formel-1-Geschichte.
Ground Effect (Bodeneffekt)
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Erstmals in den 1970er-Jahren eingesetzt und 2022 in modernisierter Form zurückgebracht, nutzt der Bodeneffekt den Unterboden des Fahrzeugs, um durch Unterdruck zusätzlichen Anpressdruck zu erzeugen. Das sorgt für besseren Grip und höhere Kurvengeschwindigkeiten. Das Ziel bei der Wiedereinführung war, das Überholen zu erleichtern und das Racing spannender zu machen.
Eine clevere Auslegung des Reglements durch Brawn GP im Jahr 2009 führte zum Einsatz des Doppel-Diffusors, der erheblich mehr Abtrieb erzeugte. Obwohl die Legalität zunächst angezweifelt wurde, wurde die Lösung letztlich als regelkonform anerkannt. Der Diffusor spielte eine entscheidende Rolle in Brawns sensationeller WM-Saison.
Wohl das auffälligste Auto, das je in der Formel 1 fuhr: Der Tyrrell P34 hatte vier kleine Vorderräder und zwei Hinterräder. 1976 gelang damit sogar ein Rennsieg – der Beweis, dass unkonventionelle Ideen durchaus funktionieren können. Obwohl das Projekt schnell wieder eingestellt wurde, gilt der Wagen bis heute als Symbol für Innovationsgeist.
Aktive Radaufhängung
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In den 1980ern entwickelt und in den frühen 1990ern perfektioniert, passte die aktive Aufhängung die Fahrzeughöhe automatisch an – für maximale aerodynamische Effizienz. Der Performancegewinn war enorm, doch 1994 wurde das System wegen der hohen Kosten und technischen Komplexität verboten.
Halbautomatisches Getriebe
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Ferrari führte 1989 erstmals ein halbautomatisches Getriebe ein, bei dem die Gänge über Schaltwippen am Lenkrad gewechselt wurden. Der Fahrer musste somit die Hände nicht mehr vom Lenkrad nehmen, was sowohl die Konzentration als auch die Zuverlässigkeit verbesserte. Schon bald wurde das System Standard in der gesamten Formel 1.
Turboaufladung
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Renault brachte 1977 als erstes Team einen Turbomotor in die Formel 1. Anfangs noch unzuverlässig, entwickelte sich die Technologie schnell weiter und revolutionierte die Motorleistung. Heute ist der Turbo ein fester Bestandteil der hybriden Power Units.
Erstmals 1968 am Lotus 49B eingesetzt, veränderten Front- und Heckflügel das Fahrzeugdesign grundlegend. Sie erzeugen Anpressdruck und sorgen für Stabilität in Kurven – ein Prinzip, das bis heute weiterentwickelt und perfektioniert wird.
Chassis aus Kohlefaser
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1981 stellte McLaren mit dem MP4/1 das erste Formel-1-Auto mit einem Monocoque aus Kohlefaser vor. Das Material war leichter und gleichzeitig deutlich robuster als Aluminium. Nach einem schweren Unfall, bei dem Fahrer John Watson unverletzt blieb, wurde Kohlefaser schnell zum Standard in der Formel 1.
Fan Car – Brabham BT46B
By edvvc – Goodwood House, England / photo taken by edvvc. Source: www.flickr.com, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1433621
Dieses radikale Konzept aus dem Jahr 1978 setzte auf einen großen Ventilator am Heck, der Luft unter dem Fahrzeug absaugte und so massiven Abtrieb erzeugte. Das Auto gewann sein einziges Rennen in Schweden mit Niki Lauda, wurde aber kurz darauf verboten. Bis heute gilt es als eine der mutigsten technischen Ideen der Formel-1-Geschichte.
Der Geist der Innovation
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Mehr als jede einzelne Technologie steht der Innovationsgeist selbst im Zentrum der Formel 1. Die Teams nutzen jede Grauzone im Regelwerk, testen neue Materialien und finden immer neue Wege, um schneller zu werden. Genau das macht den Reiz und die Faszination dieser Rennserie aus.