Der Spieler, von dem Arsenal nicht wusste, dass sie ihn brauchten
Als Arsenal sein opulentes Sommertransferfenster abschloss – mit Ausgaben von über 250 Millionen Pfund laut The Athletic – rechneten nur wenige damit, dass Leandro Trossard bleiben würde.
Gabriel Martinellis inkonstante Form hatte die Verpflichtungen von Eberechi Eze und Noni Madueke gerechtfertigt, die beide mehr als 50 Millionen Pfund kosteten und auf der linken Seite spielen können.
Mit 30 Jahren schien Trossard entbehrlich zu sein. Er hatte in der vergangenen Saison als Ersatz für Kai Havertz im Sturmzentrum nicht überzeugt, und die Verpflichtung des schwedischen Stürmers Viktor Gyökeres von Sporting CP schien ihn noch weiter zurückzuwerfen.
Stattdessen setzte Arsenal auf Kontinuität. Am 22. August gab der Verein bekannt, dass Trossard einen neuen, verbesserten Vertrag unterschrieben hatte. „Leo hat von Anfang an deutlich gemacht, dass er hierbleiben wollte“, sagte Mikel Arteta. „Der Verein war klar in dem Wunsch, Leo zu behalten. Und ich war ganz klar: Ich wollte ihn hier haben.“
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Vertrauen hart erarbeitet
Seit seinem Wechsel von Brighton im Januar 2023 hat sich Trossard still und stetig ein beeindruckendes Profil erarbeitet. Laut BBC Sport kam er in diesem Zeitraum in mehr Pflichtspielen zum Einsatz als jeder andere Arsenal-Spieler – ein Zeichen für das anhaltende Vertrauen, das Arteta in ihn setzt.
Dennoch war seine Zeit in Nordlondon von Unbeständigkeit geprägt. Er spielte selten über die volle Distanz und zeigte seine Wirkung oft nur in Momenten.
Doch die Zahlen sprechen für sich: Unter den regelmäßigen Offensivspielern von Arsenal hat nur Gabriel Jesus mehr kombinierte Torbeteiligungen (ohne Elfmeter) pro 90 Minuten erzielt, basierend auf Opta-Daten, die von The Athletic zitiert wurden.
Diese Effektivität machte seine begrenzten Einsatzzeiten nur umso rätselhafter. Früh in dieser Saison – nach Unterzeichnung seines neuen Vertrags – saß er in vier aufeinanderfolgenden Premier-League-Spielen auf der Bank, während Martinelli, Eze und Madueke den Vorzug erhielten.
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Vom Joker zur festen Größe
Der Wendepunkt kam Ende August. Beim 2:0-Sieg gegen Nottingham Forest wurde Trossard eingewechselt und lieferte sofort die Vorlage für ein Tor von Martín Zubimendi. Seine zurückhaltende Jubelreaktion ließ jedoch auf eine gewisse Frustration schließen.
Wenige Tage später, in einem Auswärtsspiel der Champions League gegen Athletic Club, überzeugte er erneut – mit einem Tor und einer Vorlage beim 2:0-Sieg. Diese Leistung brachte ihm einen Startplatz im darauffolgenden Spiel gegen Manchester City ein. Seitdem ist er aus der Startelf nicht mehr wegzudenken.
Er erlebt derzeit eine seiner längsten Serien an aufeinanderfolgenden Ligaspieleinsätzen seit seinem Wechsel – und diesmal behauptet er seinen Platz durch Leistung, nicht durch Not. Anders als in der Vergangenheit, als Verletzungen von Teamkollegen ihm die Tür öffneten, basiert dieses Comeback auf verdientem Erfolg.
Verletzungssorgen unterstreichen seinen Wert
Erneut werden Artetas Offensivoptionen durch Verletzungen eingeschränkt. Der Trainer zeigte sich besorgt, nachdem sich Gyökeres beim Spiel gegen Burnley eine Muskelverletzung zuzog, während Martinelli das Champions-League-Spiel gegen Slavia Prag unter der Woche verpasste.
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„Wir wissen noch nicht, [wie lange er ausfällt]“, sagte Arteta nach dem Spiel. Kai Havertz und Noni Madueke stehen kurz vor einer Rückkehr, sind aber noch nicht bei voller Fitness.
Damit ist Trossard einer der wenigen voll einsatzfähigen und formstarken Angreifer – und er nutzt seine Chance. Er erzielte letzten Monat den Siegtreffer gegen Fulham und beendete damit Arsenals zweijährige Sieglos-Serie dort.
Auch im Nordlondon-Derby der letzten Saison traf er entscheidend. Sein Gespür für wichtige Momente ist zu einer leisen, aber entscheidenden Stärke geworden.
Führung im Hintergrund
Mit 30 Jahren ist Trossard Arsenals ältester Stammspieler und zunehmend ein stabilisierender Einfluss in einem jungen Kader. Seine jüngsten Assists – präzise Flanken, verwertet von Declan Rice in Burnley und Mikel Merino in Prag – unterstreichen seine Qualität im Spielaufbau.
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Die Statistiken bestätigen das: Laut Opta-Zahlen, die von Reuters zitiert wurden, haben nur Bukayo Saka und Eberechi Eze in dieser Saison mehr erwartete Assists (xA) aus dem offenen Spiel heraus kreiert, während nur Gyökeres mehr erwartete Tore pro 90 Minuten liefert.
Arteta steuert Trossards Einsatzzeit mittlerweile wie die eines Stammspielers – er wird im Ligapokal geschont und in Europapokalspielen spät ausgewechselt, wenn das Ergebnis feststeht. Das ist ein Zeichen von verdientem Vertrauen, nicht von Gefälligkeit.
Vom Randfigur zur festen Größe
Er wird vielleicht nie der große Star von Arsenal sein, doch Trossard hat sich eine unverzichtbare Rolle erarbeitet. Einst als verzichtbar betrachtet, ist er heute unentbehrlich – ein Spieler, dessen ruhige Effizienz Arsenals Intensität ausgleicht.
Während der Verein auf mehreren Ebenen nach Titeln greift, könnte Trossards Wiederaufstieg sich als einer von Artetas stillen Geniestreichen erweisen: ein Beweis dafür, dass der wertvollste Spieler nicht immer der auffälligste ist – sondern derjenige, der da ist, wenn es wirklich zählt.
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Quellen: The Athletic, BBC Sport, Reuters, Opta.
