Die GOAT-Debatte: Ist Ronaldo wirklich die Nummer eins?
Ronaldo betrat Old Trafford als auffälliger Teenager – schnell, unberechenbar und dünn wie ein Draht. Simpson erinnerte sich gut an diese frühe Version von CR7.
Was ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist, waren nicht die Übersteiger oder das Tempo, sondern Ronaldos Bereitschaft, sich zu verändern. Er formte seinen Körper neu, passte seine Bewegungen an und übernahm eine neue Rolle auf dem Spielfeld.
Nur wenige Spieler erfinden sich einmal komplett neu – geschweige denn mehrfach. Ronaldo gelang das bei Manchester United, dann bei Real Madrid, anschließend in Italien und nun in Saudi-Arabien.
Dieser Wandel zieht sich wie ein roter Faden durch eine Karriere, die mit 40 Jahren noch immer andauert – als Schlüsselspieler bei Al-Nassr und weiterhin verfügbar für die portugiesische Nationalmannschaft.
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Simpson: Anpassungsfähigkeit unterscheidet Ronaldo von Messi
„Das Beste an Ronaldo ist: Er passt sich an“, sagte Simpson gegenüber GOAL. „Er hat sich mit 18/19 angepasst, er hat sich bei Real Madrid angepasst, er hat sich bei Juve angepasst. Er passt sich ständig an. Jetzt passt er sich in Saudi-Arabien an, er hat sich mit Portugal angepasst. Deshalb ist er für mich der beste Spieler der Welt.“
Simpson betonte Messis Genialität, argumentierte jedoch, dass das Spiel des Argentiniers eher auf natürlichem Instinkt als auf bewusster Veränderung basiere.
„Ich glaube nicht – ohne Messi zu nahe treten zu wollen, er ist ein unglaubliches Talent – aber er musste nie wirklich all diese verschiedenen Teile seines Spiels anpassen“, sagte er.
Ein Beispiel ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Ronaldo konnte, als er [zu United] kam, den Ball nicht richtig mit dem Kopf spielen! Jetzt ist er wahrscheinlich der beste Kopfballspieler der Welt – ein echter Neuner.“
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Eine andere Perspektive von Ronaldo Nazário
Nicht alle sind dieser Meinung – insbesondere ein anderer Ronaldo.
Das bereitgestellte Bild zeigt Ronaldo Nazário, die brasilianische Fußballlegende, der eine gegensätzliche Sichtweise äußert. Als er über Cristianos Selbstvertrauen und Selbsteinschätzung sprach, sagte er ganz klar:
„Manche Menschen haben sehr viel Selbstvertrauen. Ich bevorzuge es, wenn andere über mich sprechen, statt selbst über mich zu reden.“
Und ob Cristiano der Beste aller Zeiten sei:
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„Er ist einer der besten Spieler der Geschichte, aber ist er der Beste? Da bin ich anderer Meinung.“
Seine Aussagen bilden einen nützlichen Kontrapunkt zu Simpsons Bewunderung. In der GOAT-Debatte gibt es selten Zwischentöne, und Nazários Haltung spiegelt eine andere Philosophie wider – eine, die weniger auf Entwicklung setzt und mehr auf das pure fußballerische Wesen.
Cristianos Glaube an seinen Platz in der Geschichte
Cristiano Ronaldo war schon lange Teil der GOAT-Diskussion. In einem bekannten Interview mit La Sexta erklärte er, warum er sich selbst für den komplettesten Spieler aller Zeiten hält.
„Ich denke, ich bin der kompletteste Spieler, den es je gegeben hat. Das ist meine Meinung. Es ist vielleicht Geschmackssache, aber ich denke, ich bin es“, sagte er
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„Ich kann alles im Fußball. Ich bin gut im Kopfballspiel, gut bei Standardsituationen, ich schieße gut mit dem linken Fuß, ich bin schnell, ich bin stark, ich springe hoch.“
Er fügte hinzu, dass die Fans vielleicht Messi, Pelé oder Diego Maradona bevorzugen, bestand aber darauf, dass sein Gesamtpaket ihn abhebt: „Zu sagen, Cristiano sei nicht komplett, ist eine Lüge. Ich bin der Kompletteste. Ich sehe niemanden, der besser ist als ich, und das sage ich dir von ganzem Herzen.“
Was Ronaldo antreibt
Das Alter hat Ronaldos Ehrgeiz nicht geschmälert. Simpson ist überzeugt, dass er weitermachen wird, solange sein Körper es zulässt – und die Geschichte zeigt, dass das länger sein könnte, als viele denken.
„Ich glaube nicht, dass man ihn abschreiben kann. Solange er Tore schießt, solange er verletzungsfrei bleibt, würde es mich nicht wundern – denn er ist Ronaldo“, sagte Simpson.
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Zwei persönliche Ziele stehen für Ronaldo noch aus:
- die Jagd nach 1.000 Karrieretoren
- der Traum, gemeinsam mit seinem Sohn zu spielen
Cristiano Jr. spielt derzeit in der Akademie von Al-Nassr. Auch wenn der Zeitplan ungewiss ist, wäre ein Vater-Sohn-Duo im Profifußball ein Meilenstein, den Ronaldo noch nicht erreicht hat.
Das nächste Kapitel
Es wird erwartet, dass Ronaldo Portugal bei der Weltmeisterschaft 2026 vertreten wird – ein weiterer Versuch, den einen Titel zu gewinnen, der ihm noch fehlt. Gleichzeitig bietet die Saison 2025–26 weitere Möglichkeiten, seine ohnehin rekordreiche Karriere auszubauen.
Und während die GOAT-Debatte weitergeht – wie immer – verdeutlichen Simpsons Sichtweise, Nazários Skepsis und Cristianos Selbstvertrauen eine gemeinsame Wahrheit: Größe wird selten von allen auf dieselbe Weise gemessen. Doch Ronaldos Langlebigkeit, seine Fähigkeit zur Neuerfindung und sein unermüdlicher Ehrgeiz sorgen dafür, dass er auch mit 40 Jahren weiterhin im Zentrum der Diskussion steht.
Fazit: Ist Ronaldo der GOAT? Meine Einschätzung
Die Debatte wird weitergehen, solange Ronaldo spielt – und wahrscheinlich auch lange nach seinem Rücktritt. Seine Langlebigkeit, seine Wandlungsfähigkeit und seine bemerkenswerte Konstanz sind Leistungen, die nur wenige Spieler der Fußballgeschichte erreicht haben. Ohne Zweifel gehört er zu den größten Athleten, die dieser Sport hervorgebracht hat.
Aber ist er der GOAT?
Für mich lautet die Antwort: nein.
Ronaldo besitzt eine außergewöhnliche Hingabe und Entwicklung, aber wahre Größe definiert sich nicht durch eine einzelne Eigenschaft. Andere Spieler – darunter Messi, Pelé und Diego Maradona – haben den Fußball auf eine Weise geprägt, die über Statistiken oder körperliche Veränderungen hinausgeht. Ronaldo gehört zweifellos zur absoluten Weltklasse, aber den alleinigen Titel „Größter aller Zeiten“ halte ich für übertrieben.
Das schmälert sein Vermächtnis keineswegs. Im Gegenteil: Es unterstreicht, wie einzigartig und wettbewerbsintensiv die Fußballgeschichte wirklich ist. Ronaldo ist eine Ikone, ein unermüdlicher Kämpfer und ein Spieler, der neu definiert hat, was sportliche Langlebigkeit bedeutet – aber in meinen Augen nicht der eine, der ganz oben allein steht.
Quellen: GOAL, William Hill, La Sexta, SPORTbible
