Spannende Nacht in London: Chelsea empfängt Barcelona zum entscheidenden UCL-Duell
Manche Duelle tragen Gewicht, noch bevor ein Ball überhaupt getreten wurde – Chelsea gegen Barcelona gehört zweifellos dazu. Stamford Bridge war bereits Schauplatz zahlreicher Dramen zwischen diesen beiden Teams – von späten Ausgleichstreffern bis hin zu immer noch diskutierten Schiedsrichterentscheidungen. Das Champions-League-Duell am Dienstag fügt dieser langjährigen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzu.
Diesmal geht es um die Platzierung in der neu strukturierten Gruppenphase des Wettbewerbs: Beide Vereine liegen knapp außerhalb der Top 8 – der Grenze, die für das automatische Weiterkommen in die K.o.-Phase entscheidend ist. Ein Sieg bringt zwar noch keine Entscheidung, beeinflusst aber den weiteren Weg erheblich.
Die Zahlen sagen „ausgeglichen“, die Geschichte sagt „kompliziert“
Chelsea geht als leichter Favorit in die Partie. Laut dem Opta-Modell gewinnen die Blues in 41,7 % der Simulationen, Barcelona in 34,5 %, während 23,8 % unentschieden enden. Auf dem Papier ist das also fast ein Münzwurf – nur mit Daten unterfüttert.
Doch Zahlen erzählen zwischen diesen beiden Klubs selten die ganze Geschichte.
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Formkurve mit Höhen und Tiefen
Chelseas 1:3-Niederlage gegen den FC Bayern war ein klares Zeichen dafür, dass ihre junge Mannschaft noch lernen muss, mit dem europäischen Tempo umzugehen. Barcelonas 1:2 gegen Paris Saint-Germain hat dem Aufschwung unter Hansi Flick nicht allzu sehr geschadet, aber ein bekanntes Problem verdeutlicht: Sie kontrollieren Spiele, ohne sie immer zu entscheiden.
Interessanterweise spielt Barcelona in England meist stark. Die Katalanen haben sechs ihrer letzten neun Champions-League-Auswärtsspiele auf englischem Boden gewonnen – und verloren dabei nur gegen Pep Guardiolas Manchester City und Jürgen Klopps Liverpool. Keine Schande.
Die Gesamttendenz spricht dennoch für die Premier League: Englische Vereine haben spanische Teams in den letzten Saisons der Champions League klar dominiert. Nur Barcelonas früher Sieg in Newcastle sticht da heraus. Chelsea dürfte den Zeitpunkt dieses Duells durchaus begrüßen.
Spieler, die das Spiel drehen könnten
Marcus Rashford bleibt Barcelonas gefährlichster Offensivspieler im laufenden Wettbewerb. Fünf Torbeteiligungen in vier Spielen – ein Wert, den bei seinem Champions-League-Start für Barcelona nur Hristo Stoichkov überboten hat. Rashford verpasste das Ligaspiel am Wochenende wegen einer Erkrankung, dürfte aber einsatzbereit sein.
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Chelseas Aufsteiger der Saison ist schnell benannt: Estêvão.
Der Teenager agiert in der Champions League, als hätte er jahrelange Erfahrung. Mit einem Tor in jedem seiner zwei Startelfeinsätze steht er kurz davor, der zweitjüngste Spieler zu werden, der in seinen ersten drei CL-Spielen jeweils trifft. In einer Mannschaft, die auf jugendlicher Energie basiert, ist er zum unerwarteten Mittelpunkt geworden.
Was die Team-News betrifft, hat Barcelona leicht die Nase vorn: Frenkie de Jong kehrt nach seiner Ligasperre zurück. Gavi, Pedri und Marc-André ter Stegen fehlen weiterhin. Bei Chelsea fehlen weiterhin wichtige Spieler wie Cole Palmer und Levi Colwill.
Taktische Unterströmungen
Eine bemerkenswerte Statistik: Barcelona hat bereits 12 Gelbe Karten gesammelt, obwohl sie insgesamt recht wenige Fouls begehen. Das spricht für gezielte, taktische Unterbrechungen, um Konter zu verhindern – und nicht für nachlässige Verteidigung. Chelseas offensive Reihe, die gerne Räume attackiert, könnte an dieser „taktischen Mauer“ zu knabbern haben.
Dann wäre da noch Flicks eindrucksvolle Europabilanz: 36 Champions-League-Spiele als Trainer, kein einziges ohne eigenes Tor. Barcelona hat in den letzten 24 Champions-League-Partien stets getroffen – aktuell die längste Serie in Europa. Keine Garantie für Dienstag, aber fast.
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Chelseas Jugend bringt Dynamik, aber auch Schwankungen mit sich. Genau da wird Marescas Struktur entscheidend – insbesondere gegen ein Barça, das auch in schwächeren Phasen Ballbesitz und Rhythmus dominiert.
Eine Rivalität, die sich in Details entscheidet
Die jüngere Vergangenheit spricht eher für Chelsea. Die Londoner haben nur eines der letzten neun Duelle mit Barcelona verloren – wenngleich diese Niederlage, ein 0:3 im Camp Nou 2018, schmerzhaft war. An der Stamford Bridge ist Barcelonas Bilanz noch ernüchternder: nur ein Sieg bei acht Europapokal-Besuchen laut UEFA-Daten. Dieser datiert aus dem Jahr 2006 – ein hitziger Abend mit einem Eigentor von John Terry und dem entscheidenden Treffer von Samuel Eto’o.
Wenn das Spiel am Dienstag irgendwo in dieses historische Muster fällt, dürfte es erneut sehr eng werden.
Voraussichtliche Aufstellungen
Chelsea (Enzo Maresca):
Robert Sánchez; Reece James, Tosin Adarabioyo, Jorrel Hato, Marc Cucurella; Andrey Santos, Moisés Caicedo; Estêvão, Jamie Gittens, João Pedro; Pedro Neto.
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Barcelona (Hansi Flick):
Wojciech Szczesny; Jules Koundé, Ronald Araújo, Eric García, Alejandro Balde; Frenkie de Jong, Marc Casadó, Fermín López; Lamine Yamal, Raphinha, Ferran Torres.
Opta-Power-Ranking
- Barcelona: 6
- Chelsea: 7
Beide Klubs gehören klar zur Weltspitze – so nah beieinander, dass kleine Details, ein Moment der Genialität oder ein Fehler das Spiel entscheiden könnten.
Und da für beide viel auf dem Spiel steht, wäre es keine Überraschung, wenn Stamford Bridge wieder einen unvergesslichen Abend liefert.
Quellen: Opta, UEFA-Archiv, Clubkommunikationen
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