UEFA zwischen Politik und Sport gefangen, während die Debatte um Israel zunimmt
Der derzeit entscheidendste Druck erfolgt über formelle rechtliche Wege.
Der irische Fußballverband (Football Association of Ireland) hat kürzlich dafür gestimmt, einen Antrag einzubringen, in dem die Suspendierung Israels von allen UEFA-Wettbewerben gefordert wird. Ein separater Fall, der in der Schweiz eingereicht wurde, schreitet ebenfalls voran und beide Urteile könnten die UEFA rechtlich verpflichten, auf Grundlage des Völkerrechts zu handeln.
Die UEFA hat sich bislang nicht öffentlich zu den Einzelheiten dieser Herausforderungen geäußert. Präsident Aleksander Čeferin hat sich grundsätzlich dagegen ausgesprochen, Sportler*innen für geopolitische Konflikte zu bestrafen, gleichzeitig jedoch erklärt, dass ihn die humanitäre Lage in Gaza „persönlich schmerzt“.
Dieses Spannungsfeld zwischen Präzedenzfällen, juristischer Verantwortung und ethischer Besorgnis ist zu einem zentralen Merkmal der Debatte geworden.
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Athletischer Aktivismus gewinnt an Dynamik
Die rechtlichen Schritte erfolgen parallel zu einer anhaltenden Welle des Engagements von Spieler*innen und Menschenrechtsgruppen. Über 70 Profisportler, darunter Paul Pogba und Hakim Ziyech, unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie Čeferin aufforderten, Israel zu suspendieren.
Unabhängig davon erklärten mehrere UN-Menschenrechtsexpert*innen öffentlich, eine solche Suspendierung wäre „eine notwendige Reaktion“ auf die Bedingungen in den besetzten palästinensischen Gebieten.
Auch prominente Stimmen aus dem Sport erhöhen den Druck. Manchester-City-Trainer Pep Guardiola sagte, er glaube, Palästina sei „im Stich gelassen“ worden, und sprach von „Massakern“ in Gaza. Seine Äußerungen fanden europaweit große Beachtung.
Was die UEFA hinter verschlossenen Türen bespricht
Laut The Athletic hat die UEFA in den vergangenen Monaten mehrere Treffen mit Organisatorinnen der Kampagne „Game Over Israel“ geführt einem Bündnis aus Aktivistinnen, humanitären Helfer*innen und Fußballfans.
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Diese Gespräche begannen vor dem Waffenstillstandsvorschlag des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und setzten sich in den darauffolgenden Wochen fort.
Quellen, die mit diesen Gesprächen vertraut sind, berichteten The Athletic, dass UEFA-Funktionäre klären wollten, wie eine mögliche Suspendierung umgesetzt werden könnte und auf welcher rechtlichen Grundlage sie beruhen würde.
In mindestens einem Treffen wurden Vertreterinnen der Kampagne gebeten, sich mit Menschenrechtsexpertinnen zu beraten, um praktikable Durchsetzungsmechanismen zu skizzieren.
Die UEFA hat die Treffen nicht dementiert, jedoch keine weiteren Einzelheiten bekannt gegeben.
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Wettbewerbskontext und Spannungen unter den Mitgliedsverbänden
Trotz der Forderungen nach Ausschluss blieb Israel für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft zugelassen und belegte den dritten Platz in einer Gruppe mit Norwegen und Italien.
Beide Länder hatten während des Kriegs in Gaza öffentlich Bedenken hinsichtlich der israelischen Teilnahme geäußert, doch die Spiele fanden wie geplant statt.
Einige Verbände argumentieren, die UEFA habe mit der Suspendierung Russlands nach der Invasion in die Ukraine einen klaren Präzedenzfall geschaffen. Ihrer Meinung nach müsste Israel nach denselben Maßstäben beurteilt werden.
Andere wiederum mahnen zur Vorsicht und betonen, dass die rechtlichen und politischen Umstände nicht identisch seien.
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Humanitärer Hintergrund und symbolische Gesten
Die Debatte spielt sich vor dem Hintergrund erschütternder Opferzahlen ab. Das Gesundheitsministerium in Gaza erklärte, dass seit dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 bei dem etwa 1.200 Israelis getötet wurden rund 70.000 Palästinenser*innen ums Leben gekommen seien.
Laut The Athletic unterstützte Čeferin persönlich, dass bei der UEFA Super Cup ein Zeichen gegen zivile Opfer gesetzt wurde. Im Stadion wurde ein Banner mit der Aufschrift „Stop killing children; Stop killing civilians“ gezeigt, zudem nahmen zwei Kinder aus Gaza an der Siegerehrung teil. Diese Geste wurde sowohl gelobt als auch kritisiert.
Wie es weitergeht
Insider, die von The Athletic zitiert werden, gehen davon aus, dass eine direkte Suspendierung Israels in naher Zukunft unwahrscheinlich bleibt.
Dennoch deutet die Kombination aus rechtlichen Verfahren, politischem Druck und zunehmendem Engagement von Spieler*innen darauf hin, dass das Thema weiterhin ganz oben auf der Agenda der UEFA stehen wird.
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In den kommenden Monaten wird die Organisation voraussichtlich neue rechtliche Entwicklungen prüfen. Ob die Mitgliedsverbände gemeinsam weiter Druck ausüben, könnte entscheidend dafür sein, wie schnell und mit welcher Entschlossenheit die UEFA reagieren muss.
Quellen: The Athletic, Vereinte Nationen, Gesundheitsministerium Gaza
