Sport

Athleten dürfen individuell und unter neutraler Flagge antreten

Der internationale Wintersport steht vor einer neuen Weichenstellung. Der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne entschied am Dienstag, dass russische und belarussische Athleten wieder an Veranstaltungen des Internationalen Ski und Snowboard Verbandes teilnehmen dürfen, sofern sie die Neutralitätskriterien des Internationalen Olympischen Komitees erfüllen. Dies berichtete zunächst die Nachrichtenagentur AFP.

Seit 2022 waren Athleten beider Länder weitgehend vom Weltsport ausgeschlossen, nachdem zahlreiche Verbände auf den russischen Angriff in der Ukraine reagiert hatten. Für Wintersportler bedeutete dies, dass ihnen nahezu jede Möglichkeit entzogen wurde, sich für kommende Großereignisse zu qualifizieren.


Entscheidung im Spannungsfeld von Sportpolitik und geopolitischen Konflikten

Der Ski und Snowboard Verband FIS hatte im Oktober dafür gestimmt, russische und belarussische Athleten weiterhin von Qualifikationswettbewerben für die Spiele in Mailand Cortina 2026 auszuschließen, die vom 6. bis 22. Februar 2026 stattfinden sollen. Gegen diese Entscheidung legten der russische Skiverband, der belarussische Skiverband sowie 17 Athleten Berufung ein.

Nach Angaben des Sportgerichtshofes kamen die zuständigen Gremien zu dem Schluss, dass Sportler, die die Neutralitätsvorgaben des Internationalen Olympischen Komitees erfüllen, Zugang zu FIS Qualifikationen erhalten müssen. Ein Antrag der belarussischen Seite, Einfluss auf die Ausgestaltung dieser Regeln zu nehmen, wurde zurückgewiesen, da die Verantwortung weiterhin bei FIS liegt.

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Zur Einordnung für Leserinnen und Leser: Der Internationale Sportgerichtshof ist eine unabhängige Instanz, die weltweit sportrechtliche Streitfälle entscheidet. Seine Urteile sind für die meisten Verbände bindend und prägen damit maßgeblich die internationale Sportordnung.


Hintergrund zum Status neutraler Athleten

Die Teilnahme als neutrale Athleten hat im olympischen Kontext eine lange Geschichte, doch seit 2022 wird das Modell intensiver genutzt. Unter diesem Status treten Sportlerinnen und Sportler ohne Flagge, Hymne oder staatliche Unterstützung an. Das Ziel ist es, individuelle Athleten zu schützen, ohne die politische Lage zu ignorieren.

Das Internationale Olympische Komitee hatte bereits im September bestätigt, dass russische und belarussische Sportler bei den Spielen 2026 ausschließlich als neutrale Teilnehmer starten dürfen. In der vergangenen Woche wurden die ersten drei startberechtigten Athleten benannt, zwei russische Eiskunstläufer, ein Mann und eine Frau, sowie eine belarussische Eiskunstläuferin.

Für Wintersportarten, die stark von dicht getakteten Weltcups und punktbasierten Qualifikationssystemen abhängig sind, ist der Zugang zu FIS Wettbewerben entscheidend. Ohne die Entscheidung des Sportgerichtshofes wären vielen Athleten die Türen zu den Spielen bereits endgültig verschlossen gewesen.

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Wie das Urteil den Weg zu den Spielen 2026 verändert

Die Entscheidung hebt die weitreichenden Sanktionen gegen den russischen und belarussischen Sport nicht auf. Sie verändert jedoch die Ausgangslage für die Qualifikation. Sportler beider Länder erhalten nun einen begrenzten, aber tatsächlichen Zugang zurück zur internationalen Bühne.

Wie viele neutrale Athleten letztlich bei den Spielen in Mailand Cortina antreten dürfen, hängt vom fortlaufenden Prüfverfahren des Internationalen Olympischen Komitees ab. Dazu gehören strikte Anforderungen, wie etwa die Distanzierung von staatlich unterstützter Kriegspropaganda sowie der Verzicht auf jede Form nationaler Symbolik.

Für den Wintersport insgesamt zeigt das Urteil, wie stark Verbände sich bemühen, Fairness, Sicherheit und politische Neutralität miteinander zu vereinen, während der Konflikt in der Ukraine weiterhin das internationale Umfeld prägt.

Für die betroffenen Athleten bedeutet die Entscheidung vor allem eines, nach fast vier Jahren Unterbrechung öffnet sich ein schmaler, aber realer Weg zurück in den Wettbewerb und möglicherweise zu den Olympischen Spielen.

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