Der Amorim-Wechsel: Manchester United sieht endlich wieder wie eine Mannschaft aus
Ein von Reuters veröffentlichter Datensatz verglich die Premier-League-Klubs anhand ihrer Positionsangriffe und Konter. Überraschenderweise erschien Manchester United direkt neben dem FC Arsenal – ein Team, das seine Struktur seit Jahren unter der Leitung von Mikel Arteta feinjustiert.
Diese Platzierung löste eine altbekannte Erzählung aus: Amorim wolle aus United so etwas wie Arsenals Lehrling machen. Diese Idee verbreitete sich schnell, doch die Zahlen erzählen nicht die ganze Geschichte.
Was sich auf dem Platz wirklich verändert
Wer Uniteds 2:0-Sieg gegen Crystal Palace am vergangenen Wochenende gesehen hat, konnte die Veränderung deutlich erkennen. Die Abwehrlinie stand höher, das Mittelfeld ließ den Ball ruhig zirkulieren, und United verbrachte den Großteil der ersten Halbzeit in der gegnerischen Hälfte.
Wie Reuters betonte, beginnen viele ihrer Konter inzwischen in unmittelbarer Nähe zum gegnerischen Strafraum – nicht, weil sich United tief fallen lässt, sondern weil sie den Ball deutlich weiter vorne zurückerobern.
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Ein wesentlicher Teil dieser Veränderung ist der höher stehenden Abwehrreihe zu verdanken. Berichte der Nachrichtenagentur AP hoben Torwart Senne Lammens hervor, dessen Ruhe und Übersicht der Verteidigung das Vertrauen gegeben hat, das Spielfeld enger zu machen. Es ist nicht spektakulär, aber entscheidend: weniger Raum, weniger hektische Szenen, weniger Abhängigkeit von Rettungsaktionen in letzter Sekunde.
Im Mittelfeld hat Bruno Fernandes eine stabilisierende Rolle übernommen. Er bewegt sich weiterhin zwischen den Linien, doch seine tieferen Laufwege wirken nun gezielter – er beruhigt das Spiel bei Bedarf und verbindet die Spielphasen miteinander.
Nach dem Spiel gegen Palace sagte er gegenüber BBC Sport: „Wir versuchen, Spiele auf eine andere Art zu kontrollieren. Es ist noch nicht perfekt, aber die Idee ist spürbar.“
Casemiro sorgt weiterhin für Stabilität, wenn das Spiel kippt, während sich Manuel Ugarte noch anpasst – Amorim rotiert noch, um das richtige Gleichgewicht zu finden.
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Auf den Flügeln zwang der Abgang von Alejandro Garnacho zum FC Chelsea zu einer Umstellung. United setzt nun stärker auf strukturierte Breite mit Bryan Mbeumo, der zwar nicht die Solo-Dribblings von Garnacho bietet, aber hilft, die Ordnung zu wahren. Es ist weniger chaotisch, mehr durchdacht.
Ein kleiner Moment gegen Palace brachte alles auf den Punkt: Nachdem United den Ball in der Nähe der Mittellinie verloren hatte, umzingelten vier Spieler sofort den Ballführenden und zwangen ihn zum Rückpass. In der vergangenen Saison wären solche Szenen oft zu gefährlichen Kontern auf das eigene Tor geworden.
Warum der Arsenal-Vergleich zu weit geht
Trotzdem ist der Vergleich mit Arsenal überzogen.
Artetas Struktur ist das Ergebnis jahrelanger Wiederholungen und gezielter Transfers, die genau auf seine Anforderungen zugeschnitten sind. Ihre Spielkontrolle wirkt mühelos, weil die Abläufe verinnerlicht sind. United ist noch lange nicht so weit – nicht einmal annähernd.
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Selbst im Spiel gegen Palace wich eine 15-minütige Phase geordneten, kontrollierten Fußballs plötzlich einem nervösen Abschnitt, in dem die Abstände nicht mehr stimmten und Fernandes improvisieren musste, um sich aus dem Druck zu befreien. Solche Momente zeigen, dass dieses Team noch mitten im Lernprozess steckt.
Ex-United-Verteidiger Rio Ferdinand sagte diese Woche bei BT Sport: „Man erkennt, was Amorim vorhat, aber die Spieler bewegen sich noch nicht als Einheit. Arsenal hat dieses Gefühl inzwischen im Blut.“ Dem ist schwer zu widersprechen.
Auch die Fans spüren es. Die Stimmung rund um Old Trafford hat sich gebessert – keine Euphorie, aber vorsichtiger Optimismus. Die Anhänger erkennen endlich eine Struktur, selbst wenn sie noch nicht ganz stabil ist.
Ein Team, das endlich mit Plan agiert
Worauf es wirklich ankommt: Zum ersten Mal seit Jahren spielt Manchester United mit einer erkennbaren Idee, statt sich auf Einzelaktionen zu verlassen.
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Amorims Struktur ist sichtbar – selbst wenn die Umsetzung noch nicht durchgängig gelingt. Man sieht, welche Spieler in das System passen, wer sich noch einfinden muss und wo langfristig Verstärkungen nötig sein könnten.
Die Grafik, die all diese Diskussionen ausgelöst hat, beweist nicht, dass United zu Arsenal wird. Sie zeigt lediglich ein Team, das selbstbewusst seine ersten Schritte in Richtung einer eigenen Identität macht.
United ist keine Mini-Version von Arsenal.
Es ist ein Projekt im Aufbau – und diesmal reicht allein der Fortschritt.
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Quellen: Reuters, AP, BBC.
