Liverpools taktische Identitätskrise: Eine Mannschaft zwischen zwei Epochen
Einer der Hauptgründe für Liverpools Schwierigkeiten in dieser Saison ist Mohamed Salahs Formtief. In der vergangenen Saison erzielte er 8 Tore und gab 7 Vorlagen für Liverpool, doch in dieser Spielzeit kommt er in seinen ersten 13 Einsätzen lediglich auf 4 Tore und 3 Assists. Auch seine Sofascore-Bewertung ist gesunken — im Schnitt liegt sie bei 6,7 in den ersten drei Monaten, verglichen mit 7,7 im Vorjahr, laut Sofascore.
Es ist offensichtlich, dass Liverpools Schlüsselspieler der letzten acht Jahre Schwierigkeiten hat, sein gewohntes Leistungsniveau zu erreichen — besonders angesichts der verstärkten Konkurrenz durch den FC Arsenal.
Ein weiteres Problem stellt Alexis Mac Allister dar, der sich in seiner aktuellen Rolle nicht wirklich wohlzufühlen scheint. In der vergangenen Saison wirkte das Mittelfeldtrio aus Mac Allister, Ryan Gravenberch und Dominik Szoboszlai noch ausgewogen und eingespielt. Doch diese Dynamik hat sich verändert.
Im Sommer verpflichtete Liverpool Florian Wirtz von Bayer Leverkusen für 125 Millionen Euro — ein klassischer Zehner, der in offensiven Räumen glänzt, aber defensiv kaum mitarbeitet. Dadurch wurden sowohl Gravenberch als auch Mac Allister in tiefere, defensivere Rollen gedrängt, die ihren Stärken nicht unbedingt entgegenkommen.
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Transfers ohne den gewünschten Effekt
Liverpool investierte 482,9 Millionen Euro in neue Spieler — Alexander Isak, Hugo Ekitiké, Florian Wirtz und Jeremie Frimpong — allesamt Hochkaräter mit entsprechenden Preisschildern. Doch bislang konnte sich keiner von ihnen wirklich bei den Reds durchsetzen.
„Es ist immer ein holpriger Weg, wenn man Veränderungen vornimmt“, sagte Trainer Arne Slot nach der Niederlage gegen Brentford. „Das ist nicht so überraschend. Aber vier Ligapleiten in Folge?“
Ein zentrales Problem ist der Ausfall von Trent Alexander-Arnold, der zuvor fast als Spielmacher aus der Abwehr agierte und präzise lange Pässe schlug. Sein Ersatz, Jeremie Frimpong, spielt deutlich offensiver und breiter — er zieht die gegnerische Defensive auseinander, trägt aber weniger zum Spielaufbau bei.
Auch der Abgang von Luis Díaz zum FC Bayern München hat Liverpool stark getroffen. Seine Kreativität und Zielstrebigkeit — 20 Torbeteiligungen in der letzten Saison — konnten bislang nicht kompensiert werden.
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Diese Umstellungen haben zu einem spürbaren Ungleichgewicht im Angriffsspiel geführt. Während das Team noch versucht, sich anzupassen, hat sich ein Großteil der Premier League bereits weiterentwickelt — viele Mannschaften setzen auf einen körperbetonten, direkten Spielstil mit langen Bällen, Standardsituationen und zweiten Bällen. Es ist nicht immer schön anzusehen, aber sehr effektiv.
Liverpools Offensivspiel wirkt in dieser Saison langsamer und weniger durchschlagskräftig im Vergleich zum schnellen, direkten Stil des Vorjahres — dieser Kontrast lässt sie im Ligavergleich alt aussehen.
Verletzungen verschärfen die Situation
Verletzungen haben Liverpools Saison zusätzlich erschwert. Laut der offiziellen Vereinsseite sind derzeit folgende Spieler nicht einsatzfähig:
- Alisson Becker
- Jeremie Frimpong
- Ryan Gravenberch
- Alexander Isak
- Curtis Jones
- Giovanni Leoni
- Amara Nallo (gesperrt)
Diese Ausfälle schränken die taktische Flexibilität ein, zwingen Spieler in ungewohnte Rollen und schwächen die Bank. Besonders die fehlenden Offensivoptionen von der Bank sind ein markanter Unterschied zu Titelfavorit Arsenal, der aktuell über einen der stärksten Kader Europas verfügt.
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Liverpool wirkt taktisch und mental im Rückstand
Liverpools Titelverteidigung gerät ins Wanken. Einst bekannt für ihr explosives, temporeiches Spiel, tun sich die Reds unter Arne Slot schwer, Rhythmus und Identität zu finden. Mit wichtigen Ausfällen, enttäuschenden Neuzugängen und einem Mohamed Salah fern seiner Bestform wirkt Liverpool plötzlich taktisch und mental im Hintertreffen — besonders im Vergleich zu Rivalen wie dem FC Arsenal.
Im weiteren Verlauf der Saison steht Liverpool vor einer entscheidenden Phase. Das Talent ist zweifellos vorhanden — von Gakpo und Wirtz über Gravenberch bis Frimpong — aber die mannschaftliche Geschlossenheit fehlt. Arne Slots größte Aufgabe wird es sein, die Intensität und das Gleichgewicht zurückzubringen, die Liverpool einst beinahe unaufhaltbar machten.
Sollte es gelingen, Schlüsselspieler zurückzugewinnen, den Spielstil anzupassen und das Selbstvertrauen neu zu entfachen, ist eine Wende noch möglich. Geschieht das jedoch nicht bald, könnte sich Liverpools Saison schnell von einem Titelrennen zu einem Kampf um die Top Vier entwickeln.
Quellen: Sofascore, Transfermarkt, Liverpool FC, CNN Sport
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