Fußball

Real Madrid erklärt der UEFA wegen Wettbewerbsregeln den Rechtsstreit

Laut der Financial Times geht Real Madrid davon aus, dass dem Klub seit dem Stopp des Super-League-Projekts durch die UEFA im Jahr 2021 Einnahmen in Höhe von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro entgangen sind. Diese Zahlen stammen aus Unterlagen, die von Experten erstellt wurden, die mit dem Verein zusammenarbeiten, und umfassen entgangene Einnahmen aus Spieltagen, TV-Rechten und kommerziellen Aktivitäten.

Das Provinzgericht Madrid bestätigte kürzlich eine frühere Entscheidung, wonach das Vorgehen der UEFA einen „schwerwiegenden Verstoß“ gegen das EU-Wettbewerbsrecht darstellte. Das Gericht urteilte, dass die UEFA gemeinsam mit La Liga und dem spanischen Fußballverband (RFEF) ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht habe, als sie die Super League vor vier Jahren verhinderte.

Das Urteil baut auf einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2023 auf, wonach die UEFA-Regeln, die Vereine für die Teilnahme an Konkurrenzwettbewerben bestrafen, gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen.

Pérez an der Spitze der Bewegung

Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez zählt zu den entschlossensten Befürwortern des Super-League-Projekts. Der Verein erklärte in einer Mitteilung, das Urteil „ebne den Weg für umfangreiche Schadensersatzforderungen“, und Pérez bereite laut Berichten eine Klage in Höhe von über 4 Milliarden Euro vor, die in den kommenden Wochen eingereicht werden soll.

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Der ursprüngliche Plan der Super League, der im April 2021 vorgestellt wurde, sah einen Wettbewerb mit 20 Teams vor — darunter 15 feste Mitglieder, zu denen auch Real Madrid und Englands „Big Six“ zählten — sowie fünf rotierende Plätze. Das Projekt brach innerhalb von 72 Stunden unter dem Druck von Fans, nationalen Verbänden und politischen Entscheidungsträgern in Europa zusammen.

A22 treibt Reformbemühungen voran

A22 Sports Management, das Unternehmen hinter der Super League, hat das Konzept inzwischen unter dem Namen „Unify League“ neu positioniert. Geplant ist ein System mit vier Ligen und insgesamt 96 Klubs, bei dem der sportliche Erfolg über die Teilnahme entscheidet.
In einer Stellungnahme gegenüber GMS erklärte A22, man sei „entschlossen, die Interessen des europäischen Klubfußballs durch Innovation und Zusammenarbeit voranzutreiben“ und werde ebenfalls Schadenersatz von der UEFA für die jahrelangen Verzögerungen einfordern.

Geschäftsführer Bernd Reichart warf der UEFA vor, ein „Monopol“ aufrechtzuerhalten, das Wettbewerb und Innovation behindere. „Durch den Missbrauch ihrer Marktmacht haben sie Vereinen, Spielern und anderen Beteiligten erheblichen Schaden zugefügt“, sagte er.

UEFA wehrt sich

Die UEFA unter der Leitung von Präsident Aleksander Čeferin reagierte entschieden und erklärte, das Madrider Urteil bedeute keine „Bestätigung des 2021 angekündigten und inzwischen aufgegebenen Super-League-Projekts“.

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In einer Erklärung teilte die UEFA mit, dass ihre Zulassungsregeln für Wettbewerbe — aktualisiert in den Jahren 2022 und 2024 — „vollumfänglich in Kraft“ seien und sicherstellten, dass grenzüberschreitende Veranstaltungen anhand „objektiver, transparenter, nichtdiskriminierender und verhältnismäßiger Kriterien“ geprüft würden.

Die UEFA kündigte an, das Urteil zu prüfen, bevor über weitere rechtliche Schritte entschieden werde. Laut Financial Times erklärten zwei mit dem Fall vertraute Personen, die UEFA könnte beim spanischen Obersten Gerichtshof Berufung einlegen, was die Schadenersatzforderungen von Real Madrid bis zu einer endgültigen Entscheidung verzögern könnte.

Reaktion von La Liga

La-Liga-Präsident Javier Tebas, ein langjähriger Kritiker der Super League, wies umgehend jede Interpretation zurück, wonach das Urteil das Abspaltungsprojekt unterstütze.
„Diese Entscheidung stellt in keiner Weise eine Bestätigung der Super League oder eines ähnlichen Formats dar“, sagte Tebas und belebte damit seine Auseinandersetzung mit Real Madrid, dem erfolgreichsten Klub in der Geschichte der Liga, erneut.

Verteidigung des europäischen Fußballmodells

Die UEFA betonte, sie bleibe „fest dem europäischen Sportmodell verpflichtet“, das auf offener Konkurrenz, Solidarität und sportlichem Verdienst beruht — Prinzipien, die das Fundament der europäischen Fußballpyramide bilden. Auch das Europäische Parlament bekräftigte kürzlich seine Ablehnung sogenannter „Abspaltungswettbewerbe“, die nationale Ligen untergraben könnten.

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Vorerst markiert die Klage von Real Madrid eine dramatische Eskalation in einem jahrelangen Streit, der den europäischen Fußball spaltet. Ob der Fall zu Entschädigungen führt — oder eine neue Runde juristischer Auseinandersetzungen auslöst — könnte letztlich darüber entscheiden, wer die Zukunft des europäischen Fußballs kontrolliert.

Quellen: Financial Times, Reuters, BBC, AP, GMS, spanische Medienberichte.

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Oliver Obel

Ich bin ein leidenschaftlicher Sport-Content-Creator mit klarem Fokus auf Fußball. Für LenteDesportiva verfasse ich hochwertige Inhalte, die informieren, unterhalten und eine starke Verbindung zu Fußballfans auf der ganzen Welt schaffen. Meine Arbeit dreht sich um Spieler-Rankings, Transferanalysen und tiefgehende Reportagen, die den modernen Fußball beleuchten. Ich verbinde ein ausgeprägtes redaktionelles Gespür mit einem tiefen Verständnis für die Entwicklung des Spiels – immer mit dem Anspruch, Inhalte zu liefern, die sowohl Einsicht als auch Emotion vermitteln.