Toto Wolff sagt, Christian Horners Niedergang begann lange vor seinem Rauswurf bei Red Bull
Christian Horners Abgang von Red Bull Racing gehört zu den undurchsichtigsten Führungswechseln der modernen Formel Eins. Obwohl er das Team zwei Jahrzehnte lang leitete und maßgeblich zu dessen Aufstieg an die Spitze beitrug, wurde ihm nach eigenen Angaben nie offiziell erklärt, warum er entlassen wurde.
Nach Berichten der Daily Mail trennte sich Red Bull Anfang dieses Jahres von Horner nach einer längeren Phase interner Spannungen und beendete damit eine der längsten Amtszeiten eines Teamchefs im Sport.
Für Außenstehende ist die Struktur der Formel Eins oft schwer zu durchschauen. Die Teams sind keine klassischen Sportvereine, sondern globale Unternehmen, in denen sportliche Leitung, Konzerninteressen, Sponsoren und Eigentümer zusammenwirken. Teamchefs verfügen über großen Einfluss, doch die letztendliche Macht liegt über ihnen. Bei Red Bull scheint sich dieses Gleichgewicht verschoben zu haben.
Eine Rivalität, die eine Ära prägte
Horn ers langjährige Rivalität mit Mercedes Teamchef Toto Wolff prägte eine ganze Epoche der Formel Eins. Ihre Auseinandersetzungen beschränkten sich nicht auf die Rennstrecke, sondern setzten sich in Regeldebatten, öffentlichen Wortgefechten und politischen Machtspielen fort.
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Nun hat Wolff seine eigene Sicht auf Horners Abgang dargelegt. Er deutete an, dass nicht ein einzelnes Ereignis ausschlaggebend gewesen sei, sondern ein über Jahre gewachsenes Selbstverständnis von Einfluss und Kontrolle.
Wolff sagte, er habe darüber auch mit Lewis Hamilton gesprochen, dem siebenfachen Weltmeister, der während der Hochphase der Mercedes Red Bull Rivalität für sein Team fuhr und inzwischen zu Ferrari gewechselt ist.
Warum Abu Dhabi noch immer nachwirkt
Das Gespräch führte zwangsläufig zurück zum Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi, einem der umstrittensten Momente der Formel Eins Geschichte. Eine späte Entscheidung der Rennleitung ermöglichte Max Verstappen, Hamilton in der letzten Runde zu überholen und den Weltmeistertitel zu gewinnen.
„Ich habe am Mittwoch mit Lewis darüber gesprochen. Ich denke jeden Tag daran, und er auch“, sagte Wolff.
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„Das ist im gesamten Team geblieben. Beide Fahrer hätten den Titel verdient, aber um eine Fußballmetapher zu benutzen, der Schiedsrichter hat eine falsche Entscheidung getroffen.“
Dieser Moment beeinflusst bis heute, wie Fragen von Fairness, Autorität und Verantwortung im Sport wahrgenommen werden. Wolff machte deutlich, dass Mercedes das Ergebnis letztlich akzeptiert habe, während er bei Red Bull eine andere Haltung sah.
Macht, Kontrolle und Konsequenzen
Aus Wolffs Sicht zeigte sich dieses Denken nicht nur bei sportlichen Entscheidungen, sondern auch in Führungsfragen.
„Christian konnte nie eingestehen, dass es für sie katastrophal gewesen wäre, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären, und dass er dann jedes nur denkbare Schimpfwort benutzt hätte“, sagte Wolff.
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Diese Haltung, so Wolff, habe letztlich zu Horners Aus bei Red Bull beigetragen. Die Eigentümer des Teams seien nicht länger bereit gewesen, so viel Macht in den Händen einer einzelnen Person zu bündeln.
„Es ist dieses Anspruchsdenken“, sagte Wolff. „Das hat ihm am Ende geschadet, weil er sich zu viel Macht zugestanden fühlte und Red Bull nicht bereit war, ihm diese zu geben.“
Die Vorwürfe und die Folgen
Horners letzte Monate bei Red Bull waren von Vorwürfen wegen sexueller Belästigung und unangemessenen Verhaltens gegenüber einer Mitarbeiterin überschattet. Eine interne Untersuchung unter Leitung hochrangiger Juristen sprach ihn laut Berichten zweimal von Fehlverhalten frei.
Die Daily Mail berichtete, dass Horner das Team im Sommer mit einem Abfindungspaket von rund 80 Millionen Pfund verließ. Laurent Mekies übernahm anschließend seine Position. Die beteiligte Mitarbeiterin zog ihre rechtlichen Schritte später zurück und arbeitet inzwischen wieder in der Formel Eins, bei einem Team, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht genannt wird.
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Eine spürbare Lücke im Fahrerlager
Trotz der jahrelangen Feindschaft räumte Wolff ein, dass Horners Abwesenheit das Fahrerlager verändert habe.
„Er war sehr oft ein Arschloch, und ich habe ihm das auch gesagt“, erklärte Wolff, fügte jedoch hinzu, dass diese Rivalität über mehr als ein Jahrzehnt hinweg Struktur und Spannung geschaffen habe.
Horner darf ab April kommenden Jahres wieder offiziell in die Formel Eins zurückkehren und prüft derzeit seine Optionen. Unabhängig davon markiert sein Abgang das Ende eines prägenden Kapitels in der jüngeren Geschichte des Sports.
Quellen, Daily Mail, Channel 4
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