Trumps FIFA-Friedenspreis löst Überprüfung der politischen Neutralität von Infantino aus
Die FIFA sieht sich erneut mit Fragen zu ihrem Bekenntnis zur politischen Neutralität konfrontiert, nachdem US-Präsident Donald Trump bei der Auslosung zur Fußball-Weltmeisterschaft vergangene Woche in Washington, D.C., mit dem neu geschaffenen „FIFA-Friedenspreis“ ausgezeichnet wurde – ein Moment, der im Saal Applaus auslöste, online jedoch für Verwirrung sorgte.
Die Auszeichnung, die FIFA-Präsident Gianni Infantino auf der Bühne im Kennedy Center überreichte, wurde auf der FIFA-Website als Anerkennung für Trumps Bemühungen beschrieben, „Frieden und Einheit in der Welt zu fördern“.
Die Organisation hob dabei Trumps angeblich entscheidende Rolle bei der Vermittlung eines Waffenstillstands zwischen Israel und Palästina hervor.
Doch die ungewöhnliche Ehrung rief umgehend Kritiker auf den Plan, die fragten, wie es zur Entstehung dieses Preises kam und warum er während der Auslosung statt im Rahmen eines formellen Komiteeverfahrens verliehen wurde.
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Watchdog stellt Preisvergabe infrage
FairSquare, eine Menschenrechts- und Governance-Organisation, die für ihre kritische Beobachtung globaler Sportverbände bekannt ist, hat eine ausführliche Ethikbeschwerde eingereicht und fordert von der FIFA eine Erklärung zur Entstehung der neuen Auszeichnung.
Die Gruppe argumentiert, dass Infantinos Verhalten im Zusammenhang mit Trump – sowohl vor als auch während der Zeremonie – gegen Artikel 15 des FIFA-Ethikkodex verstoßen haben könnte, der es Funktionären untersagt, politische Empfehlungen abzugeben oder Positionen einzunehmen, die parteiisch wirken könnten.
FairSquare forderte zudem, dass die FIFA-Ermittler das interne Verfahren zur Einführung des Preises überprüfen, und wies darauf hin, dass es in der Tradition der FIFA liegt, amtierenden politischen Führungspersonen keine Auszeichnungen zu verleihen – aus Rücksicht auf das Neutralitätsgebot der Organisation.
Vier Vorfälle als mögliche Verstöße aufgeführt
In ihrer Eingabe listet die Organisation vier Beispiele auf, die ihrer Ansicht nach auf eine unzulässige politische Vereinnahmung hindeuten.
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Das erste Beispiel ist ein Instagram-Post, in dem Infantino erklärte, Trump „verdiene definitiv“ den Friedensnobelpreis 2025. Laut FairSquare geht diese Formulierung über allgemeines Lob hinaus und stellt eine politische Unterstützung dar – insbesondere vor dem Hintergrund anhaltender Konflikte im Nahen Osten.
Ein zweites Beispiel bezieht sich auf Äußerungen Infantinos bei einem Wirtschaftsforum in Miami, bei dem er Trump als „wirklich engen Freund“ bezeichnete und die Anwesenden aufforderte, die Arbeit der Regierung zu unterstützen. Er fügte hinzu, dass die Wähler „die Wahlergebnisse respektieren“ sollten. Kritiker sehen darin eine Bestätigung von Trumps politischer Agenda.
Auch bei der WM-Auslosung selbst äußerte sich Infantino auffällig: Er sagte zu Trump: „Sie können immer auf meine Unterstützung zählen“, als er ihm die goldene Trophäe überreichte. Das begleitende Ehrungsvideo enthielt Botschaften über die Beendigung von Kriegen – was laut FairSquare klar in den politischen Bereich abdriftete.
Schließlich hebt die Beschwerde ein Video in sozialen Medien hervor, in dem Infantino Trump für die Einladung zu einer Kundgebung in Washington dankt und ergänzt: „Gemeinsam machen wir nicht nur Amerika wieder groß, sondern auch die ganze Welt.“ Diese Formulierung orientiert sich deutlich am Wahlkampfslogan Trumps.
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Wie es weitergeht
Die Beschwerde – ein achtseitiges Schreiben mit Zitaten, Screenshots und Transkripten – wurde laut Berichten von The Athletic dem FIFA-Ethikkomitee sowie der Kommunikationsabteilung der Organisation übermittelt.
Die FIFA hat sich bislang nicht dazu geäußert, wann das Komitee den Fall prüfen könnte oder ob eine Stellungnahme zur Entstehung des Friedenspreises geplant ist.
Vorerst sorgt die Kontroverse für eine neue Welle der Kritik an einer Organisation, die sich vor einem mit Spannung erwarteten WM-Zyklus verstärkt von politischem Einfluss zu distanzieren versucht.
Quellen: Reuters, BBC, AP
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