VAR bekommt Konkurrenz: Trainer dürfen Entscheidungen anfechten
Gelbe und rote Karten sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Fußballs. Doch nun testet die FIFA beim U20-Weltmeisterschaftsturnier neue Farben: Blau und Lila. Besonders Aufsehen erregte eine Szene beim 2:0-Sieg Marokkos gegen Spanien, als eine lilafarbene Karte ins Spiel kam – allerdings nicht vom Schiedsrichter, sondern vom Trainer selbst. Was steckt dahinter? Eine potenzielle Revolution in der Spielleitung.
Was geschah bei Marokko gegen Spanien?

In der 77. Minute fiel ein spanischer Spieler im Strafraum. Anstatt dass der Schiedsrichter eingriff, zeigte Marokkos Trainer Mohamed Ouahbi eine lilafarbene Karte. Daraufhin ging der Schiedsrichter zum VAR-Monitor, um die Szene zu überprüfen. Fans weltweit fragten sich: Was bedeutet diese neue Karte?
Was bedeuten die lila und blaue Karte?

Trotz ihrer Farbe basiert das System auf der sogenannten „grünen Karte“. Je nach Wettbewerb kann die Farbe variieren – beim U20-Turnier sind es Lila oder Blau. Die Karte erlaubt es Trainern, eine Schiedsrichterentscheidung zu hinterfragen und eine Videoüberprüfung zu verlangen. Pro Spiel stehen jedem Team zwei solcher Challenges zu.
Warum testet die FIFA dieses System?

Die FIFA will damit die Fairness im Spiel verbessern und Kontroversen verringern. Schon 2023 wurde in Portugal erstmals eine weiße Karte bei einem Frauen-Spiel gezeigt – ebenfalls mit dem Ziel, Fairplay zu fördern. Jetzt geht man einen Schritt weiter: Mit der Challenge-Karte erhalten Trainer direkten Einfluss auf spielentscheidende Situationen.
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Wo wurde das System bereits eingesetzt?

Das sogenannte "Football Video Support" (FVS) kam bereits in über 200 Spielen der italienischen Serie C zum Einsatz. Auch in Brasilien laufen Tests: in der Copa Paulista und im Frauenpokal. Die ersten Rückmeldungen sind positiv – besonders in Wettbewerben mit geringerer technischer Ausstattung.
Collina unterstützt den Ansatz

Pierluigi Collina, Chef der FIFA-Schiedsrichterkommission, betont: FVS sei kein Ersatz für VAR, sondern eine sinnvolle Ergänzung. „FVS ist für Wettbewerbe gedacht, die weniger Ressourcen und Kameras haben“, sagte er. Es gehe nicht darum, den VAR zu kopieren, sondern Entscheidungsqualität zu verbessern.
Trainer erhalten mehr Einfluss

Bisher durfte nur der Schiedsrichter eine VAR-Prüfung anfordern. Mit dem neuen System können auch Trainer eine Überprüfung erzwingen – sofern sie eine gültige Challenge haben. Das bringt eine neue taktische Komponente ins Spiel.
Inspiration aus anderen Sportarten

Das Konzept orientiert sich an Sportarten wie Tennis, Football oder Cricket, wo bereits seit Jahren Challenges möglich sind. Der Fußball passt sich damit einem Trend an, der Technologie und Taktik stärker miteinander verknüpft.
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Kritik bleibt nicht aus

Während das System in unteren Ligen und Jugendwettbewerben getestet wird, gibt es Bedenken hinsichtlich der Anwendung auf höchstem Niveau. Kritiker befürchten Spielunterbrechungen und taktischen Missbrauch der Karten.
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