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Ägypten steht geschlossen hinter Salah, Liverpools Streit trifft einen nationalen Nerv

Laut BBC Sport und dem aus Kairo berichtenden Fußballreporter Aadam Patel hat Mohamed Salahs öffentliche Kritik an Liverpool eine Debatte entfacht, die deutlich macht, wie eng das Schicksal des Spielers mit der Stimmung eines ganzen Landes verbunden ist.

Kairo reagiert geschlossen

Kairo ist selten still, doch in den vergangenen Tagen war der Lärm ein anderer. Talkshows, Straßengespräche und soziale Netzwerke kreisten um einen Namen, Mohamed Salah.

Nachdem der Liverpool Stürmer am 6. Dezember gesagt hatte, der Klub habe ihn „unter den Bus geworfen“, gingen die Meinungen in England auseinander. In Ägypten hingegen überwog Einigkeit.

Nach Angaben von BBC Sport trafen die Aussagen einen empfindlichen Nerv. Aus einem vereinsinternen Konflikt wurde rasch ein landesweites Thema, das weit über den Fußball hinausging.

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Loyalität statt Kritik

Während britische Experten Salah für den öffentlichen Auftritt kritisierten, stellten sich die meisten Stimmen in Ägypten klar hinter ihn.

Der frühere Liverpool Verteidiger Jamie Carragher bezeichnete das Interview als „Schande“ und warf Salah vor, dem Klub geschadet zu haben. Diese Einschätzung fand in Kairo kaum Zustimmung.

Diaa El Sayed, ehemaliger Co Trainer der ägyptischen Nationalmannschaft, sagte BBC Sport, die Reaktion sei außergewöhnlich gewesen. „Dieses Interview war wie eine Revolution in Ägypten“, erklärte er und betonte, dass nahezu das ganze Land auf Salahs Seite stehe.

Für viele Ägypter geht Salahs Bedeutung weit über Vereinsfarben hinaus. Die Kairoerin Noura Essam sagte BBC Sport, Liverpool habe vor Salah kaum Anhänger im Land gehabt. Erst sein Aufstieg habe eine dauerhafte emotionale Bindung geschaffen.

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Mehr als nur ein Fußballer

Laut BBC Sport reicht Salahs Einfluss in Ägypten weit über den Sport hinaus. Bei der Präsidentschaftswahl 2018 sollen mehr als eine Million Wähler seinen Namen auf die Stimmzettel geschrieben haben, statt einen Kandidaten zu wählen.

Im Alltag wird er häufig als die „vierte Pyramide“ bezeichnet, ein Spitzname, der seinen symbolischen Stellenwert widerspiegelt.

Diese Verehrung erklärt auch die Empörung, als Liverpool Trainer Arne Slot Salah mehrfach auf die Bank setzte und ihn sogar für ein Champions League Spiel bei Inter Mailand nicht nominierte. Der frühere Sprecher des ägyptischen Fußballverbandes, Osama Ismail, sagte BBC Sport, dass viele Ägypter bei diesem Spiel offen Inter unterstützt hätten.

Eine Familienangelegenheit in Ägypten

Mit Blick auf den Afrika Cup hat sich die Stimmung von Empörung zu Schutzinstinkt gewandelt.

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Nach Angaben von BBC Sport begrüßte Sportminister Ashraf Sobhy Salah persönlich bei seiner Rückkehr nach Kairo, ein Zeichen für die Bedeutung des Spielers auch auf politischer Ebene.

Der Journalist Ahmed Gamal Ali erklärte BBC Sport, viele Menschen hätten die Situation emotional aufgefasst. „Wir sagen, er ist unser Sohn, deshalb fühlte es sich wie eine Demütigung für ein Familienmitglied an“, sagte er und ergänzte, man könne Salahs Entscheidung kaum beurteilen, ohne seine Gefühle erlebt zu haben.

Innerhalb der Nationalmannschaft erhält der Kapitän ebenfalls Rückhalt. Ein Betreuer sagte BBC Sport, die Zusammenarbeit mit Salah sei der beste Teil seines Jobs. Nationaltrainer Hossam Hassan führte zudem ausführliche Gespräche mit ihm vor dem Turnier in Marokko.

Stolz, Erwartung und ein offenes Ziel

Laut BBC Sport bleibt Salahs langfristige Zukunft beim FC Liverpool ungewiss. Vertragsgespräche sollen während seiner Zeit bei der Nationalmannschaft über seine Berater weitergeführt werden.

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Fest steht jedoch, dass der Konflikt in Ägypten weniger als Ablenkung denn als zusätzliche Motivation gesehen wird. Salah gilt als Spieler mit einer offenen Rechnung, vor allem beim Afrika Cup, den er bislang nie gewinnen konnte.

Wenn die Pharaonen ins Turnier starten, ist der Glaube im Land ungebrochen. Für viele Ägypter hat der Streit mit Liverpool eines nur bestätigt, egal wo Salah spielt, seine Kämpfe werden in der Heimat mitgeführt.

Quellen: BBC Sport, Aadam Patel

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