Die Verletzung von Cole Palmer versetzt Chelsea in Aufruhr und lässt die Hoffnungen auf die Weltmeisterschaft schwinden.
Das wiederkehrende Problem von Cole Palmer braut sich schon seit Monaten zusammen. Obwohl er im August und September unter Schmerzen spielte, verließ sich Chelsea weiterhin auf den 23‑jährigen Mittelfeldspieler – bis die Belastung schließlich unerträglich wurde.
Trainer Enzo Maresca bestätigte, dass sein kreativer Schlüsselspieler weitere sechs Wochen ausfallen wird. Er verpasst damit mindestens neun wichtige Partien – darunter auch Topspiele gegen Tottenham und den FC Barcelona.
Ein herber Rückschlag für einen Spieler, der in dieser Saison bislang nur viermal zum Einsatz kam. Der italienische Coach erklärte, dass eine Operation derzeit nicht notwendig sei, doch die Geduld des Vereins werde auf eine harte Probe gestellt, da die entscheidenden Begegnungen des Jahres näher rücken.
Sommerliche Überbelastung
Insider berichten, dass die Ursache in Chelseas strapaziösem Sommerprogramm liegt. Palmer spielte eine zentrale Rolle beim überraschenden Gewinn der Klub-Weltmeisterschaft. Dabei absolvierte er über 550 Minuten bei sengender Hitze – unter anderem mit einer spielentscheidenden Leistung im Finale gegen Paris Saint-Germain.
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Diese enorme Belastung, kombiniert mit einer nur dreiwöchigen Pause vor den Vorbereitungsspielen gegen Bayer Leverkusen und den AC Mailand, ließ kaum Zeit zur Regeneration. Als die Premier League startete, war Palmers Körper bereits an der Belastungsgrenze.
Die Situation verschärfte sich zusätzlich durch seine unnötige Teilnahme am Trainingslager der englischen Nationalmannschaft im Juni – eine Entscheidung, die im Nachhinein als fahrlässig gilt, angesichts seines körperlichen Zustands.
„Bizarr, falsch, unmöglich“
Der frühere Chelsea-Flügelspieler Pat Nevin hält die Verletzung für unausweichlich. „Cole Palmer ist wie alle anderen – ein Mensch“, sagte er gegenüber OLBG. „Die körperliche Belastung, der die Chelsea-Spieler ausgesetzt waren, wird ihre Spuren hinterlassen. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.“
Nevin kritisierte das komprimierte Vorbereitungsprogramm des Klubs: „Chelseas Vorbereitung bestand aus zwei Spielen in drei Tagen. Das ist bizarr, falsch, unmöglich.“
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Er hatte vorausgesagt, dass sich die Überbelastung spätestens im November bemerkbar machen würde – eine Vorhersage, die sich nun schmerzlich bestätigt hat.
Übereilte Rückkehr
Marescas Eile, Palmer schnell wieder ins Team zu bringen, sorgt für Kritik. Nachdem er kurz vor dem Spiel gegen West Ham aus dem Kader gestrichen wurde, kehrte Palmer zurück und erzielte wichtige Tore gegen Brentford und den FC Bayern München. Doch die schnelle Abfolge der Einsätze war zu viel – und er verletzte sich erneut, nur 21 Minuten nach Anpfiff des Spiels gegen Manchester United.
Ursprünglich hatte Maresca angekündigt, Palmer werde Anfang November wieder fit sein. Doch vor dem Spiel gegen Nottingham Forest gestand er ein: „Ich habe mich geirrt. Leider fällt er wohl weitere sechs Wochen aus.“
Dieser Rückschlag trifft Chelsea in einer Phase, die über den Verlauf der gesamten Saison entscheiden könnte – und das ohne ihren wichtigsten Kreativspieler.
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Rückschlag für die WM
Palmers Verletzung gefährdet auch seine Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft mit England. Nachdem er bereits die Lehrgänge im September und Oktober verpasst hat, wird er nun auch die Qualifikationsspiele im November verpassen. Damit hätte er im Jahr 2025 lediglich 65 Minuten für England absolviert – eine Bilanz, die Nationaltrainer Thomas Tuchel kaum überzeugen dürfte.
Tuchel, der auf Konstanz bei seinen Nominierungen setzt, äußerte sich im vergangenen Monat vorsichtig: „Das Wichtigste ist, dass er schmerzfrei spielen kann“, sagte er. „Eine Leistenverletzung birgt das Risiko, chronisch zu werden. Wir kennen seine Qualität, aber er war in fünf der letzten sieben Lehrgänge nicht verfügbar.“
Da es nur noch zwei Länderspielfenster vor der WM gibt, hängt Palmers Platz im Kader an einem seidenen Faden.
Marescas Dilemma
Chelseas Trainer steht nun vor einer großen Herausforderung. Der Klub belegt aktuell den sechsten Platz in der Premier League, doch die Verletztenliste wird länger: Auch Benoît Badiashile, Levi Colwill und Liam Delap fallen derzeit aus. Pat Nevin betont, Maresca müsse sein Team klug managen: „Der Kader ist gut genug für die Top vier – aber wie man ihn fit genug dafür hält, das ist die entscheidende Frage.“
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Maresca selbst räumt ein, dass Palmer kaum zu ersetzen ist: „Er gehört zu den besten Spielern der Premier League“, sagte der Coach. „Wir brauchen alternative Lösungen, denn einen zweiten Spieler wie Cole haben wir nicht. Er ist einzigartig.“
Vorerst ruhen Chelseas kreative Hoffnungen auf Enzo Fernández, Estevão, Alejandro Garnacho, Facundo Buonanotte und Jamie Gittens – ein talentiertes Quintett, das sich jedoch schnell einspielen muss, um Chelseas Saison am Leben zu erhalten.
Quellen: BBC, Reuters, The Guardian, OLBG
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