Foden steht vor einer neuen Herausforderung, da Tuchel versucht, seine Form aus der englischen Nationalmannschaft zu übertragen.
Auf Vereinsebene sind Fodens Zahlen überragend: über einhundert Tore und mehr als sechzig Assists in etwas mehr als 330 Einsätzen. Doch im Trikot Englands sieht das Bild ganz anders aus. Seit seinem Debüt vor fünf Jahren hat der Mittelfeldspieler nur vier Tore in 45 Spielen erzielt – eine eher bescheidene Bilanz für einen Spieler mit seiner kreativen Klasse.
Laut Zahlen, die von Reuters veröffentlicht wurden, liegt er damit weit außerhalb der Top 100 der englischen Nationaltorjäger – sogar hinter früheren Verteidigern wie Tony Adams und Gary Cahill.
Sein letztes Tor für England erzielte er im September 2023 bei einem Freundschaftsspiel gegen Schottland. Davor traf er nur einmal in einem Pflichtspiel – bei der WM 2022 gegen Wales. Seine neun Assists bieten einen gewissen Ausgleich, aber nur einer davon kam nach Katar zustande. Für einen Spieler, der bei Manchester City regelmäßig Spiele entscheidet, bleibt dieser Leistungsabfall rätselhaft.
Vereinsheld, Nationalmannschaftsfrust
Fodens Schwierigkeiten im Nationalteam liegen nicht am Einsatz – sondern an der Passung. Seit seinem Debüt haben Trainer nach einer Rolle gesucht, in der er glänzen kann, ohne anderen Spielern in Englands dicht besetztem Mittelfeld im Weg zu stehen. Wie BBC Sport Anfang des Jahres berichtete, wurde seine Entwicklung durch Müdigkeit und Verletzungen unterbrochen – einschließlich einer selbst erbetenen Pause im vergangenen Sommer wegen Erschöpfung.
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Als Thomas Tuchel Gareth Southgate als englischen Nationaltrainer ablöste, verzichtete er zunächst auf Foden in seinen ersten Kadern, um die Teamkontinuität zu wahren. Doch mit Foden und Jude Bellingham in Topform – bei Manchester City und Real Madrid – erklärte Tuchel, ihre Rückkehr sei unausweichlich gewesen.
„Große Namen, große Persönlichkeiten, große, große Talente“, sagte Tuchel bei der Bekanntgabe seines Kaders laut The Guardian. „Es ist großartig, beide in Form zu sehen und wie sie für ihre Vereine treffen. Das war eine klare Entscheidung.“
Die Bellingham-Balance
Mit ihrer gemeinsamen Rückkehr kehrt auch eine altbekannte taktische Frage zurück: Kann England zwei Spieler integrieren, die auf denselben Spielflächen brillieren? Unter Southgate bei der EM 2024 fand sich darauf keine zufriedenstellende Antwort. Foden wurde oft auf den linken Flügel in einem 4-2-3-1-System gedrängt und hatte Schwierigkeiten, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.
Im Viertelfinale gegen die Schweiz gelang ihm weder ein Torschuss noch eine Torchance – Zahlen, die online Kritik auslösten.
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Monate später sprach Foden in einem Interview mit dem Manchester Evening News offen über seine Frustration:
„Ich war frustriert, weil ich nicht das abrufen konnte, was ich mir vorgenommen hatte“, sagte er. „Auf der linken Seite zu spielen, machte es schwer, das Spiel zu beeinflussen. Nach einer Saison im Zentrum bei City war die Umstellung schwierig.“
Tuchel scheint entschlossen, genau das zu vermeiden.
Tuchels Ansatz: Zentral zum Erfolg
In seinen ersten Spielen als Nationaltrainer experimentierte Tuchel mit Fodens Rolle – setzte ihn gegen Albanien rechts ein, dann zentral gegen Lettland. Letztere Variante zahlte sich aus, als Foden Eberechi Eze das dritte Tor beim 3:0-Sieg auflegte.
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Nach dem Spiel erklärte Tuchel gegenüber BBC Sport seinen Gedankenansatz:
„Jude kehrt als Zehner zurück – das ist seine beste Position. Phil sehe ich dort am stärksten, wo er auch bei City spielt – zentral, in Tornähe, nicht außen.“
Trotzdem warnte der deutsche Trainer davor, große Namen nur aufzustellen, um Schlagzeilen zu bedienen. „Große Einzelspieler machen nicht automatisch ein großes Team“, sagte er. „Wir bauen Zusammenhalt auf, keine Sammlung von Talenten.“
Peps Perspektive und Fodens Herausforderung
Zurück in Manchester unterstützt Pep Guardiola Tuchels Herangehensweise ausdrücklich.
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„Thomas kennt Phil in- und auswendig“, sagte Guardiola gegenüber Reuters. „England hat Glück – sie haben eine Fülle an Topspielern. Deshalb muss Phil sich ständig weiterentwickeln und immer besser werden.“
Mit 25 Jahren hat Foden bei City seinen Glanz wiedergefunden – jene Form, die ihm vor zwei Jahren den Titel „Spieler der Saison“ in der Premier League einbrachte. Er lacht wieder, tanzt durch die Abwehrreihen und spielt befreit auf.
Doch England bleibt seine letzte große Herausforderung. Trotz all seiner Erfolge auf Vereinsebene weiß er: Seine internationale Geschichte ist noch nicht vollendet.
Ein Blick nach vorn
Mit der Weltmeisterschaft in Sichtweite hat Foden nun die Chance, endlich die Lücke zu schließen zwischen dem Spieler, der er für Manchester City ist, und dem, den sich die englischen Fans seit Langem wünschen. Vielleicht bietet Tuchels England ihm diese Bühne – aber nur, wenn er beweist, dass er in Weiß genauso leuchten kann wie im Himmelblau.
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Quellen: BBC Sport, The Guardian, Manchester Evening News, Reuters
