Fußball

„Ich hätte Manchester United niemals verlassen dürfen, das ist mein einziges Bedauern“

Juan Sebastián Veróns Zeit in der Premier League wird oft als Enttäuschung in Erinnerung behalten. Doch bei näherer Betrachtung spiegelt sie eine größere Phase im englischen Fußball wider – eine Liga, die noch dabei war, zu lernen, wie man technisch hochbegabte Spieler aus dem Ausland integriert.

Als Verón in England ankam, hatte er sich in Italien bereits etabliert. Was darauf folgte, war weniger ein Leistungsabfall als vielmehr eine Reihe von Missverständnissen – einige davon erkannte er später selbst an.

Warum der Transfer Sinn ergab

Manchester United verpflichtete Verón von Lazio im festen Glauben, einen Mittelfeldspieler auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu holen. Sir Alex Ferguson erklärte später, die Ablösesumme spiegelte das Vertrauen in den langfristigen Wert des Argentiniers wider. Er beschrieb ihn als „einen fantastischen Fußballer von Weltklasse, mit einer Spielübersicht, die wir nutzen konnten“, wie Sky Sports berichtete.

Doch im Mittelfeld von United war kaum Platz. Paul Scholes und Roy Keane dominierten das Zentrum, und das 4-4-2-System der Mannschaft verlangte eher positionsgetreue Disziplin als kreative Freiheit. Verón wurde gebeten, seine Instinkte anzupassen, statt sie durchzusetzen.

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Es gab Momente, in denen seine Klasse aufblitzte – etwa ein entscheidendes Tor beim dramatischen Comeback gegen Tottenham – aber die Eingewöhnung verlief nie wirklich reibungslos. Zwei Jahre später entschied sich der Verein zum Verkauf.

Der Wechsel, der Spuren hinterließ

Chelsea bot einen Neuanfang. Unter Roman Abramovich begann der Klub gerade, einen Kader mit einer Tiefe zusammenzustellen, die den englischen Fußball bald prägen sollte. Für Verón jedoch war das Timing unglücklich.

Verletzungen machten sich fast sofort bemerkbar. Ein schweres Rückenproblem setzte ihn monatelang außer Gefecht und bremste jeden Schwung. In einem Interview aus dem Jahr 2019, das vom Manchester Evening News zitiert wurde, sagte Verón:

„Bei Chelsea hatte ich in Wahrheit sehr wenig Zeit. Ich hatte eine schwere Rückenverletzung und fiel fast sechs Monate lang aus. Ich dachte damals bereits mehr an eine Rückkehr nach Italien als daran, in England zu bleiben.“

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Überraschend war für viele, worüber er am meisten Reue empfand. Rückblickend auf seinen früheren Abschied von Manchester United sagte er:

„Bei United gibt es ehrlich gesagt nur sehr wenige Dinge, die ich bereue. Aber eine davon ist, dass ich Manchester verlassen habe … Ich hätte bleiben sollen.“

Die Entscheidung, so meinte er, sei seine eigene gewesen. United habe ihn nicht gedrängt, und Mitspieler waren überzeugt, dass sich bei mehr Durchhaltevermögen die Dinge vielleicht anders entwickelt hätten.

Eine Bilanz geprägt von Rückschlägen

Veróns Zeit bei Chelsea beschränkte sich auf sieben Ligaeinsätze in zwei Spielzeiten – und wurde so zu einem der unauffälligeren Fehlgriffe des Klubs in der frühen Abramovich-Ära.

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Insgesamt verzeichnete Transfermarkt 13 Torbeteiligungen in 58 Premier-League-Spielen für beide Klubs. Für einen Spieler seines Formats wirken diese Zahlen enttäuschend. Doch sie erzählen nur einen Teil der Geschichte.

Fergusons Einschätzung

Ferguson räumte später ein, dass Veróns beste Leistungen außerhalb Englands zu sehen waren. Im Rückblick auf dessen Zeit bei United sagte er zu Sky Sports:

„Juan Verón war zu außergewöhnlichem Fußball fähig und hatte großes Talent. Aber manchmal tat er sich in der Premier League schwer. Er war ein europäischer Spielertyp – und dort konnten wir auch das Beste aus ihm herausholen.“

Der Trainer fügte hinzu, dass der Verkauf Teil einer langfristigen Planung gewesen sei – das Gesamtpaket, das man angeboten bekam, sei „zu gut gewesen, um es abzulehnen“.

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Mehr Lektion als Misserfolg

Veróns Kapitel in der Premier League lässt sich nicht einfach als Erfolg oder Misserfolg einordnen. Es liegt irgendwo dazwischen – geprägt von taktischen Anforderungen, physischen Erwartungen und Entscheidungen, die getroffen wurden, bevor man das vollständige Bild kannte.

In diesem Sinne ist seine Reue weniger auf den Abschied von Manchester United zurückzuführen als auf den Umstand, dass sich ein Spieler und eine Liga begegneten, bevor beide wirklich bereit füreinander waren.

Quellen: Manchester Evening News, Sky Sports, Transfermarkt, GiveMeSport

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Oliver Obel

Ich bin ein leidenschaftlicher Sport-Content-Creator mit klarem Fokus auf Fußball. Für LenteDesportiva verfasse ich hochwertige Inhalte, die informieren, unterhalten und eine starke Verbindung zu Fußballfans auf der ganzen Welt schaffen. Meine Arbeit dreht sich um Spieler-Rankings, Transferanalysen und tiefgehende Reportagen, die den modernen Fußball beleuchten. Ich verbinde ein ausgeprägtes redaktionelles Gespür mit einem tiefen Verständnis für die Entwicklung des Spiels – immer mit dem Anspruch, Inhalte zu liefern, die sowohl Einsicht als auch Emotion vermitteln.