Warum die Partnerschaft zwischen Roy Keane und Sir Alex Ferguson schließlich zerbrach
Nur wenige Streitigkeiten im modernen Fußball haben so hartnäckig überdauert wie der Konflikt zwischen Roy Keane und Sir Alex Ferguson. Was 2005 als Meinungsverschiedenheit über Standards und Autorität begann, verhärtete sich zu einem dauerhaften Bruch an dessen Beilegung keine der beiden Seiten je ernsthaft interessiert schien.
Im Kern ging es um Kontrolle. Zwei Persönlichkeiten, die jahrelang an einem Strang gezogen hatten, waren plötzlich nicht mehr bereit, auch nur einen Zentimeter nachzugeben.
Eine Partnerschaft, die von Spannung lebte
Mehr als ein Jahrzehnt lang waren Keane und Ferguson durch eine gemeinsame Besessenheit verbunden. Ferguson verlangte Disziplin und Loyalität über alles. Keane, als Kapitän, setzte diese Erwartungen auf dem Platz durch ohne diplomatische Zwischentöne.
Und das funktionierte. Manchester United dominierte den englischen Fußball in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren, mit Keane als Anführer und Antreiber in der Kabine. Seine Intensität passte perfekt zu Fergusons Methoden und über Jahre hinweg hielt dieses Gleichgewicht.
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Doch 2005 hatten sich die Umstände geändert. Keane kämpfte mit Verletzungen, die Leistungen von United ließen nach, und die Autorität, die ihm einst ganz selbstverständlich zufiel, begann zu bröckeln.
Das Interview, das alles veränderte
Der entscheidende Moment kam, als Keane verletzt ausfiel. Nach einer 1:4-Niederlage gegen Middlesbrough nahm er ein Interview für MUTV auf eigentlich nur zur internen Verwendung bestimmt.
Laut damaligen Berichten von BBC Sport und PA Media kritisierte Keane dabei offen mehrere Mitspieler namentlich und stellte ihren Professionalismus und ihr Engagement infrage. Unter anderem äußerte er sich kritisch über Rio Ferdinand:
„Ich habe das bei Rio schon öfter gesehen. Das ist schlechtes Abwehrverhalten.“
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Keane warf einigen Spielern zudem vor, nach Vertragsunterzeichnungen nachzulassen:
„Sobald sie den Vertrag unterschreiben, glauben sie, es geschafft zu haben. Sie schulden dem Trainer, dem Staff und den Fans etwas. Sie glauben, sie hätten es geschafft. Haben sie nicht.“
Das Interview wurde als zu brisant eingestuft, um vollständig ausgestrahlt zu werden. Doch wie The Guardian 2005 berichtete, verbreitete sich der Inhalt schnell innerhalb des Vereins und sorgte für Unruhe in der Mannschaft.
Ferguson zieht eine Grenze
Ferguson reagierte verärgert auf das Interview. Laut damaligen Berichten der BBC rief er eine Mannschaftssitzung ein, die schnell eskalierte und eine tiefgreifende Vertrauenskrise zwischen Trainer und Kapitän offenbarte.
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Am 18. November 2005 gab Manchester United bekannt, dass Keane den Verein im gegenseitigen Einvernehmen verlässt das abrupte Ende einer zwölfjährigen Ära bei United.
Jahre später erklärte Keane im Podcast Off The Ball, warum dieses Ereignis sein Verhältnis zu Ferguson für immer verändert habe:
„So sehr ich kein nachtragender Mensch bin Ferguson vergebe ich nicht.“
Und ergänzte zu seiner Verteidigung:
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„Es ist mir egal, ob es Alex Ferguson oder der Papst ist man muss sich verteidigen.“
Alte Wunden, neu aufgerissen
Ferguson sprach jahrelang nur selten über Keanes Abgang. Das änderte sich mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie 2013, in der er die MUTV-Affäre und ihre Folgen erneut thematisierte.
Er bezeichnete Keanes Verhalten als inakzeptabel und erklärte, dass ein Nichthandeln seine Autorität als Trainer untergraben hätte. In dem Buch schrieb er:
„Er hielt sich für Peter Pan. Aber niemand ist das. Der härteste Teil von Roys Körper ist seine Zunge.“
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Diese Passage entfachte die öffentliche Debatte erneut anstatt sie zu beenden.
Keane kontert prompt
Als Keane später als TV-Experte für ITV Sport auf Fergusons Aussagen angesprochen wurde, zeigte er keinerlei Bereitschaft, seinen Standpunkt zu mildern. Er zweifelte Fergusons Loyalität offen an:
„Ich glaube nicht, dass er weiß, was dieses Wort bedeutet.“
Zudem kritisierte er ein Muster, wonach ehemalige Spieler systematisch verurteilt würden:
„Wir haben dem Klub Erfolg gebracht. Wir haben alles gegeben, solange wir da waren.“
Ein eingefrorener Konflikt
Fast zwei Jahrzehnte später ist es nie zu einer Versöhnung gekommen. Keane reagiert nach wie vor gereizt, sobald Fergusons Name fällt, während Ferguson das Thema öffentlich hinter sich gelassen hat.
Im Rückblick erscheint der Bruch vielleicht unausweichlich. Die Eigenschaften, die beide Männer so erfolgreich gemacht hatten Intensität, Entschlossenheit und Nulltoleranz gegenüber Schwäche waren auch jene, die ihre Beziehung unrettbar zerstörten, sobald Autorität infrage gestellt wurde.
Quellen: Roy Keane im Off The Ball-Podcast, Sir Alex Ferguson: My Autobiography, BBC Sport, The Guardian, PA Media.
